Infolge der Klimaveränderung stehen immer mehr Wintertourismusdestinationen vor neuen Herausforderungen. Regionale Klimaszenarien lassen erwarten, dass Niederschläge in mittleren Höhenlagen vermehrt als Regen statt Schnee fallen werden. Dies führt zu Schneemangel und einer Abnahme der Schneehöhe, insbesondere in den für den Skisport wichtigen Frühwintermonaten.
Kunstschnee oder auch technischer Schnee können zu entscheidenden Faktoren für die Schneesicherheit werden. Die technische Beschneiung dient nicht nur als kurzfristige Risikoabsicherung, sondern kann auch die Skipistenqualität verbessern und das Marketing stärken. Begonnen hat der Kunstschnee-Trend in den USA, wo bereits in den 50er-Jahren insbesondere in den Ressorts an der Ostküste technisch Schnee hergestellt wurde. In diesem Artikel erfahren Sie, wie technischer Schnee hergestellt wird, mit welchen ökologischen Konsequenzen technische Beschneiung einhergeht und welche Funktion ihr inne liegen.
Schnee auf Knopfdruck
Im Gegensatz zum Naturschnee, der aus Wasserdampf entsteht, wird technischer Schnee aus flüssigem Wasser erzeugt. Das Prinzip der technischen Beschneiung involviert das Versprühen von Wasser unter hohem Druck durch spezielle Düsen mit kleinem Durchmesser. Die resultierenden Kunstschneekörner sind rund und sehr klein, mit einem Durchmesser von 0.1 bis 0.8 mm. Der entstehende technische Schnee hat eine Temperatur im Bereich von 0°C, was ihn bei niedrigen Lufttemperaturen schneller härter macht als natürlicher Neuschnee. Dank seiner hohen Widerstandsfähigkeit eignet sich technischer Schnee besonders gut als Unterlage für den Aufbau einer Pistenschneedecke. Seine Konsistenz ermöglicht eine effiziente Präparierung von Skipisten und trägt dazu bei, den Wintersportbetrieb auch unter herausfordernden Bedingungen aufrechtzuerhalten.
Die gängiste Methode zur Herstellung von technischem Schnee ist die Düsentechnik, andere Methoden sind die Kälte- oder die Kryotechnik. Im Gegensatz zur Düsentechnik eignen sich die Kälte- und Kryotechnik auch für die Produktion von Kunstschnee bei Temperaturen über 0°C. Diese Techniken sind jedoch mit hohen Kosten und einem hohen Energieaufwand verbunden. Deshalb kommt meistens die Düsentechnik zum Einsatz, welche für die Kunstschneeproduktion jedoch Lufttemperaturen unter -3°C erfordert. In Zeiten des Klimawandels stellt sich die Frage, ob Temperaturen unter dem Gefrierpunkt langfristig und frühzeitig zum Saisonstart garantiert werden können. In den Lagen um die 1.500 bis 2.000 Meter verkürzt sich nicht nur die natürliche Schneedauer, sondern auch die geeigneten Tage für künstliche Beschneiung werden um rund 60% weniger.
Insgesamt steht fest, dass Schneekanonen viel Wasser und Strom benötigen. Um für den Wintersport die Pistenfläche von einem Hektar zu beschneien, werden etwa drei Millionen Liter Wasser benötigt. So viel Wasser passt in 20.000 Badewannen. In einer Schweizer Studie wurde der Wasserverbrauch für die technische Beschneiung in drei Regionen ausgewertet. Die Ergebnisse zeigen, dass der Wasserverbrauch durch die technische Beschneiung im Verhältnis zum Energieverbrauch und zum gesamten Trinkwasserverbrauch der untersuchten Gemeinden in der Schweiz sowie zu anderen touristischen Aktivitäten beträchtlich ist - er betrug 20-35% des gesamten Wasserverbrauchs der Region. In Davos macht der Stromverbrauch für die Beschneiung jedoch lediglich ca. 0.5% des gesamten Energieverbrauchs der Gemeinde aus. Zum Vergleich beläuft sich der Energieverbrauch durch Wohnungen auf 32.5% des Gesamtenergieverbrauchs der Gemeinde Davos. Ein zusätzlicher Faktor ist die Lärmentstehung: Schneekanonen erzeugen ungefähr so viel Lärm wie eine stark befahrene Straße. Da sie meist in den Abendstunden eingesetzt werden, stören sie Wildtiere während ihrer Ruhephasen. Das führt bei den Tieren zu Stress und damit zu einem erhöhten Energieverbrauch – gerade im Winter, wenn die Nahrung knapp ist.
Künstliche Beschneiung in Österreichs Wintersportgebieten
Auch in Österreich steigt der Bedarf an künstlicher Beschneiung aufgrund der sinkenden Zahl an schneesicheren Gebieten. Obwohl Naturschnee in Österreich laut einer Studie von GeoSphere Austria weiterhin bestehen bleibt - wenn auch in verkürzten Phasen - muss zukünftig auf Kunstschnee gesetzt werden. In Österreich stammt die für die künstliche Beschneiung notwendige Energie zum Großteil aus erneuerbaren Quellen. Trotzdem geht der Einsatz von Kunstschnee unausweichlich mit einem erhöhten Energie- und Wasserverbrauch einher.
Für einen möglichst klimafreundlichen Winterurlaub plädieren die drei erwähnten Expert:innen Dr. Ulrike Pröbstl-Haider (BOKU Wien und Panel-Teilnehmerin beim Bank Austria Future Talk), Robert Steiger (Institut für Finanzwissenschaft Uni Innsbruck) sowie Andreas Gobiet (GeoSphere Austria) für eine autofreie Anreise in Skigebiete. Denn nach wie vor gilt: die Art der An- und Abreise hat den größten Einfluss auf den ökologischen Fußabdruck beim Wintertourismus.
Für detailliertere Informationen zum Thema lesen Sie den gesamten Presse-Artikel hier:
Winter in Österreich: Skifahren ja, aber auf mehr Kunstschnee
Kunstschnee kann zum Teil Vegetation und Boden mechanisch schützen, die mechanischen Schäden auf Skipisten sind aber allgemein hoch.
Kunstschnee kann die Vegetation vor Frost schützen.
Kunstschnee hat eine andere Zusammensetzung als Naturschnee, der geschmolzene Kunstschnee hat dementsprechend einen anderen Einfluss auf die Natur. Verallgemeinert kann man sagen, dass Ionen- und Wassereintrag dort unproblematisch sind, wo Wiesen oder Weiden ohnehin landwirtschaftlich gedüngt werden, aber bei nährstoffarmer Vegetation, z.B. Mooren oder Magerrasen zu vermeiden sind.
Artendiversität und Produktivität sind auf beiden Pistenarten (Kunst- und Naturschnee) verringert.
Kunstschnee kompakt
Die Licht- und Schattenseiten des Kunstschnees werden in dem Video von «Welt der Wunder» gut zusammengefasst. Hier werden in knappen acht Minuten die wesentlichen Vorteile von Kunstschnee, zum Beispiel für den Tourismus, aber auch die ökologischen Nachteile, welche sich etwa beim Bau der Beschneiungsanlagen ergeben, erklärt.
Sie buchen die klassichen Winterferienwoche/n und genießen das Skifahren als integralen Bestandteil Ihres Aufenthalts. Bei unzureichenden Schneeverhältnissen besteht die Option für ein angepasstes Alternativprogramm.
Sie sind leidenschaftliche:r Wintersportler:in und das Skifahren hat für Sie höchste Priorität, es empfiehlt sich ein mobileres Verhalten. In Zukunft werden Sie wahrscheinlich Destinationen in hochgelegene schneesichere Orte verlagern, so werden Ihnen optimale Bedingungen gewährleistet.
Sie wollen nicht auf das Skifahren verzichten aber sind bereit tendenziell höhere Kosten aufgrund von kurzfristigen Entscheidungen zu tragen. Die Spontanität bietet Ihnen das Fahren zu Skidestinationen mit besten Bedinungen. Häufig verschieben sich Destinationen auf große Zentren des Mittellandes und auf Tagesausflüge.
Die Klimaerwärmung und fehlende Winteratmosphäre im Mittelland könnte Sie dazu bewegen, sich vom klassischen Wintersport abzuwenden. Angesichts des enormen Wachstums von Alternativangeboten zum Wintersport, besonders in der Winterjahreszeit, entdecken immer mehr Menschen Ferndestinationen für Badeferien. Diese Alternativen bieten oft ein herausragendes Preis-Leistungsverhältnis und können sogar kostengünstiger sein als Skiferien im eigenen Land. Die Alternativen können ganz nach persönlichen Präferenzen gestaltet werden.
Genutzte Quellen
- Zitat 1: Winter in Österreich: Skifahren ja, aber auf mehr Kunstschnee
- Zitat 2: Ist Skifahren wirklich umweltschädlich? (Minute 09:11)
- Klimawandel und Wintertourismus: Ökonomische und ökologische Auswirkungen von technischer Beschneiung
- Das Ende des Skitourismus: Winter isn't coming
- Welche Zukunft hat der Wintersport?
- Video: Schneekanonen – Welt der Wunder