Wiener Wasser: Lebensquelle, Nachhaltigkeit und urbaner Schatz

Von den Römern, die einst Quellwasser ins Legionslager Vindobona leiteten, bis hin zur modernen Wasserversorgung durch die 1. und 2. Hochquellleitung, hat die Geschichte der Wiener Wasserversorgung einen langen Entwicklungsweg durchlaufen.

Im Mittelalter stagnierte die Wasserversorgung und die Bevölkerung bezog ihr Trinkwasser bis ins 16. Jahrhundert überwiegend aus Hausbrunnen. Ein Großbrand im Jahr 1525 führte jedoch zum Bau der „Hernalser Wasserleitung“, die ab 1565 bis zu 1.500 Kubikmeter Wasser täglich lieferte. Im 18. Jahrhundert wurde Wasser aus Kaiserbrunn durch „Wasserreiter“ zum kaiserlichen Hof transportiert. Mitte des 19. Jahrhunderts standen den 326.000 Wienern nur 4 bis 5 Liter Wasser pro Tag und Kopf zur Verfügung.

Bau der I. Hochquellleitung

Mitte des 19. Jahrhunderts führte mangelhaftes Trinkwasser zu Typhus- und Choleraepidemien in Wien. 

Vorschläge, Wasser aus Donauquellen zu nutzen, wurden schnell verworfen. Stattdessen beschloss der Wiener Gemeinderat am 12. Juli 1864 den Bau der I. Wiener Hochquellenleitung. 

Von 1869 bis 1873 wurde die Kaiserbrunnquelle gefasst und ein 90 km langer Leitungskanal errichtet. Durch Erweiterungen ist die Leitung heute 150 km lang und liefert täglich bis zu 220.000 m³ Wasser. Das Rax-Schneeberg-Massiv wurde 1965 zum Schutz des Quellwassers unter wasserrechtlichen Schutz gestellt. Prof. Eduard Suess gilt als treibende Kraft hinter dem Projekt. 

Heute werden die tiefer gelegenen Bezirke innerhalb des Gürtels und die Bezirke östlich der Donau von der I. Hochquellenleitung versorgt.

erste hochquellleitung

Bau der II. Hochquellleitung

Das rasche Bevölkerungswachstum Wiens nach 1890 machte den Ausbau neuer Wasserquellen notwendig. 1900 beschloss der Gemeinderat, auf Initiative von Bürgermeister Karl Lueger, den Bau der II. Hochquellenleitung. Oberbaurat Karl Kinzer entdeckte hierfür die ergiebigen Quellen im Hochschwabgebiet. 

Für die Leitung wurden 100 Aquädukte und 19 Düker zur Überquerung von Flüssen errichtet. Bis zu 10.000 Arbeiter waren am Bau beteiligt. 

Am 2. Dezember 1910 nahm Kaiser Franz Joseph I. die Leitung feierlich in Betrieb. Sie transportiert heute täglich bis zu 217.000 m³ Wasser nach Wien.Eine der Hauptquellen ist die Kläfferquelle, welche zudem eine der größten Trinkwasserquellen Mitteleuropas darstellt. 

Heute werden die höher gelegenen Gebiete außerhalb des Gürtels durch die II. Hochquellenleitung versorgt. 

zweite hochquellleitung

Wasserversorgung Wiens heute

Wien wird im Normalbetrieb vollständig mit Hochquellwasser versorgt, täglich fließen etwa 400 Millionen Liter. Alle Haushalte sind an die öffentliche Wasserversorgung angeschlossen, die primär aus der I. und II. Hochquellenleitung stammt. 

Nur bei extrem hohem Verbrauch oder Wartungsarbeiten wird zusätzlich Grundwasser aus den Werken Lobau und Moosbrunn genutzt, mit einer Kapazität von 142.000 m³. 32 Speicherbehälter sichern einen Vorrat für etwa vier Tage. Seit 1873 stieg der Wasserverbrauch von 10 Millionen auf 149,4 Millionen Kubikmeter im Jahr 2019. 

Durch Sanierungen liegen die Wasserverluste bei nur 8-10 Prozent, was einen international niedrigen Wert ausmacht.

wiener wasserversorgung heute

Infoportal Trinkwasser

Auf der Website trinkwasser.at kann man sich detailliert über die Qualität des Wiener Wassers informieren. Dort werden umfassende Daten und Fakten zur Wasserversorgung in Österreich sowie ausführliche Erklärungen zum Trinkwasserbefund und den relevanten Untersuchungsparametern präsentiert. Darüber hinaus werden aktuelle Einblicke in die Beschaffenheit Ihres Trink- und Leitungswassers sowie Informationen zu dessen Ursprung und Sauberkeit dargelegt.

https://www.trinkwasserinfo.at/